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  • Pia Steen

Mystische Schluchten

Kalt wird es, als ich den schmalen Steg zwischen den steil hoch ragenden Felswänden betrete. Eiskaltes Wasser tropft von den Felsen hinunter in metertiefe Abgründe. Ich schaue nach unten. Dort tobt das aufgeregte Wasser und rauscht so laut, dass ich mein eigenes Wort nicht mehr verstehe. Das Geräusch wird von den engen Felskluften hin und her geworfen. Ich betrete behutsam die Holzstufen, die mich sicher über die tobenden Fluten durch die faszinierende und gleichsam beängstigende Klamm geleiten. Was dann folgt ist für mich Faszination pur.


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So bunt, dass man seinen Augen kaum trauen kann zeigt sich diese Klamm


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Der Schein trügt: Hier rauscht das Wasser reißend durch eine Gumpe


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Das wilde Wasser reflektiert toll an den Felswänden


Es war die Eiszeit, die vor vielen tausend Jahren ihre Spuren in den teils 300 Meter tiefen Felsschluchten hinterlassen hat. In den unterschiedlichsten Tiefen, Wendungen und Windungen hat sich das Wasser in den tausenden Jahren seinen Weg durch die Steine gemahlen. Dabei entstanden faszinierende Wasserfälle, reißende Strudel und bezaubernde Gumpen. Die Felsformationen sind so facettenreich und vielseitig, dass ich meinen Augen kaum trauen kann. Überall entdecke ich neue Formen und Farben.


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Fast Treppenartig hat sich das Wasser durch die Felsen gemahlen


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Hier geht es gut 50 Meter in die Tiefe


Die Schluchten sind oft umgeben von mysteriösen Geschichten, was einen Ausflug in die eisigen Tiefen für mich noch aufregender macht. So gibt es die Sage vom Glammgeist in der Leutascher Geisterklamm. Die Erscheinung soll von den Gebirgen in die Klamm hinuntergestiegen sein. Dort sitzt er seither mit seinen Kobolden, die es hin und wieder pflegen des Nachts zu sonderbarer Musik zu feiern. Oder der Pakt der Liechtensteinklamm, bei dem ein Schmied den Teufel bat, die Gasteiner Quellen vor sein Haus zu bringen. Als der Pakt scheiterte, schleuderte der Teufel die Heilquelle tief hinab in die Schlucht, damit sie nie ein Mensch finden soll und wo sie angeblich bis heute noch strömt. Bisher ist es den Menschen nicht gelungen die Heilquelle anzuzapfen.


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Die Gumpen laden zum baden ein. Wäre es nur nicht so kalt…


Eine der wohl unheimlichsten Klammen ist meiner Meinung nach die Strubklamm. Das mag an dem Mordfall aus dem Jahre 1673 liegen, als ein junger Metzger seine schwangere Geliebte in die Klamm hinabstieß. Oder daran, dass man beim längeren Ansehen des Fotos einige gruslig dreinblickende Gesichter in den Strukturen der Felsen erkennen kann…die Gesichter der Toten?


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Sieht man hier etwa die Gesichter der Toten in den Felswänden?


Bereits der Aufstieg zu manchen Schluchten kann etliche Stunden dauern und schon viele wunderbare Motive bereithalten. Allerdings sollte es nicht an Ausdauer mangeln! So kann eine Tour durch die phantastische Bärenschützklamm einschließlich Fotografieren gute 9 Stunden dauern. Das Fotografieren in den Feuchten birgt aber so seine Plagen. Die Stege sind meist so eng, dass man sich bei entgegenkommenden Leuten an die Brüstung pressen muss. Klar, dass man sein eben aufgebautes Stativ mit justierter Kamera dabei auch jedes Mal abbauen muss. An Wochenenden ist es oft so voll, dass man das Fotografieren dort komplett vergessen kann. Zudem sind die Holzstege sehr empfindlich was Vibrationen angeht. Bei Langzeitbelichtungen, die man zwingend in den dunklen Klammen braucht, ein Graus! Oft sieht man noch nicht mal die Besucher, merkt aber bereits an den Vibrationen der Kamera, dass man demnächst wieder alles zur Seite rücken muss, um Platz zu machen. Diese Belichtung ist damit auch im Eimer. Sehr störend!


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Am Klammausgang schießt das Wasser in eine Gumpe


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Die engen Holzstege sind vibrationsanfällig. Gerade bei Langzeitbelichtungen ärgerlich (Foto: Nina Jungbeck)


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Viele Stellen in den Klammen sind gesichert. Das macht das Fotografieren zur Herausforderung


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Viele tolle Motive findet man bereits auf dem Weg zur Klamm


Hat man aber ein wenig Ruhe macht das Fotografieren unglaubliche Freude! Überall gibt es was zu entdecken und an heißen Sommertagen ist es wohltuend kühl in den Schluchten. Für mich, die gerne wandert und fotografiert, sind Klammen zudem der perfekte Ort, um beide Hobbies mit Freude zu vereinen.

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