Die Tage waren grau und trist. Der gefallene Schnee hier unten verschwand immer mehr und Frust machte sich bei mir breit. Fototechnisch eine langweilige Zeit, da die Natur nicht viel hergibt bei den Witterungsverhältnissen. So beschlossen wir spontan eine Feierabendtour in die Berge zu gehen. Die Webcams verhießen wenigstens traumhaftes Wetter dort oben und so packten wir die Rucksäcke und fuhren los.
Beim Parkplatz angekommen sahen wir fast die Hände vor Augen nicht, so nebelig war es. So war es auch nicht verwunderlich, dass unser Auto das Einzige war. Wir stapften los. Aus dem Nebel heraus traten wunderschöne Eisgestalten beim Näherkommen. Weiter ging es am Rande der Skipiste. Zum Glück gab es diese, denn dort ließ es sich einigermaßen gut laufen.


Dann die nächste Abzweigung und wir standen vor einer weißen Fläche. Der Wegweiser zeigte genau in diese Richtung. Überall nur Schnee und Nebel, kein Weg mehr.
Verdammt…das durfte nicht wahr sein…wir hatten damit gerechnet, dass der Weg nach oben bereits viel begangen und damit gut ausgetreten war. Aber Fehlanzeige. Gerade mal eine Person schien vor uns hinaufgelaufen zu sein in dem Tiefschnee. Und die Schneeschuhe hatten wir natürlich auch nicht dabei....Ein erster Schritt und ich versank bis zur Hüfte im Tiefschnee. Ich ließ mich in den Schnee fallen und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Noch gute 450 Höhenmeter lagen vor uns…so würden wir das niemals schaffen. Wir überlegten kurz es bleiben zu lassen und dort einfach auf den Frühling zu warten. Was würde uns noch erwarten und würden wir es überhaupt rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf den Gipfel schaffen bei den Verhältnissen? Doch unser Drang nach Höhenluft war stärker und so beschlossen wir weiter zu gehen. Mühsam war jeder Schritt, bei dem wir bis weit über die Knie im Tiefschnee einsanken. Ich musste immer wieder an einen Satz denken, den jüngst eine Dame zu mir gesagt hatte, nachdem ich ihr erklärt hatte, dass gute Bilder generell honoriert gehören. Sie sagte ganz lapidar: „Pah, dann mache ich die Bilder eben selber.“ Erstaunlicherweise habe ich sie nicht am Gipfel angetroffen…

Gefühlt kamen wir im Schneckentempo voran. Jeder Schritt kostete unglaublich Kraft. Doch irgendwann kam er, der Moment, an dem wir die Wolkenschicht durchstießen. Was für ein Motivationsschub!! Über uns tanzen die Bergspitzen und blauer Himmel war zu erahnen. Nach einem kurzen Jubelschrei, dann aber die Ernüchterung: ein enorm vereister Steilhang lag vor uns. Abermals machten sich Zweifel breit, es überhaupt noch zu schaffen. Der Tiefschnee zerrte an den Muskeln und unsere Beine waren müde.
Ich zog die Grödl an und wir robbten uns teilweise auf allen Vieren den steilen Hang hinauf. Hier uns da kamen uns Skitourengeher entgegen. Sie kamen dank der Ski leichter voran als wir. Immer wieder rutschen wir weg oder sanken ein. Ein Kraftakt... Wir hatten das Gefühl auf der Stelle zu treten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann endlich über die Kuppe, die uns den ersehnten Blick eröffnete. Wir konnten es nicht fassen! So ein schöner Ausblick! Alles schien wie in Watte gepackt. Über uns stand der Mond und die Berge leuchteten. Wir nahmen unsere restlichen Kräfte zusammen und gingen die letzten Höhenmeter auf den Gipfel hinauf.



Unfassbar wie schön der Anblick war und was wir für tolle Lichtstimmungen hatten. Jeder mühevolle Schritt wurde entschädigt. Wir genossen gut eine Stunde diesen bombastischen Ausblick. In die eine Richtung zeigte sich der Himmel pink, in die andere wurde er knallig orange. Unglaublich! Wir wussten gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollten. Irgendwann, nachdem die Sonne verschwunden war, wurde es so eisig kalt, dass wir uns an den Abstieg machten.







Das Adrenalin und die Freude über diesen fantastischen Abend in den Bergen ließen und fast ins Tal purzeln. Abermals tauchten wir in die Nebeldecke ein. Ein letztes Mal blickten wir nach hinten, um den Anblick zu genießen.
Es war eine der anstrengensten Wintertouren, die ich seit langem gemacht habe, aber die Mühe wurde belohnt.

