Als Naturfotograf ist man ja meistens im Morgen,- bzw. Abendgrauen unterwegs. Jüngst habe ich aber die Nächte für mich entdeckt. Um genau zu sein: Vollmondnächte. Klare Vollmondnächte haben etwas Magisches. Es hat etwas ganz Eigenes alleine in der Nacht die teils am Tag hoch frequentierten Orte aufzusuchen und die Stille zu genießen. Hier und da hört man ein paar Seebewohner quaken, aber diese Ruhe und die Stille des Sees sind einmalig und zu keiner anderen Tageszeit zu erleben. Das Wasser ist so unglaublich still, dass es einem Spiegel gleicht.
Die Stille des Sees ist in der Nacht einmalig
Die Reflektionen sind wunderschön
Vor allem das Vollmondlicht hat etwas ganz Besonderes. Es zeigt die Landschaft buchstäblich in einem anderen Licht. Mystisch und anmutend zugleich. Das Fotografieren in der Nacht hat mich in seinen Bann gezogen. Jedoch musste ich feststellen, dass man auch hier einige Dinge beachten sollte, damit man das nächtliche Fotografieren auch genießen kann und man mit schönen Bildern nach Hause kommt.
Die Planung ist das A und O. Da wären natürlich als erstes die Mondphasen, die man auskundschaften sollte. Wann genau ist Vollmond und wo geht der Mond auf? Denn je voller der Mond ist umso mehr Licht gibt er natürlich ab. Mindestens halbvoll sollte er sein, damit man noch genug Licht zum Fotografieren hat. Denn der Halbmond gibt nur in etwa 11% der Leuchtkraft des Vollmonds ab und nicht etwa 50%. Damit man in der Dunkelheit noch etwas sieht sind mindestens zwei Stirnlampen im Rucksack Pflicht. Schiebt sich eine Wolke vor den Mond, kann es plötzlich stockfinster sein.
Der Vollmond geht in der Abenddämmerung auf
Das Licht des Abends taucht die Landschaft in ein schönes Licht während der Mond aufgeht
Wie eine Lampe hängt der Mond am Himmel
Obwohl es ein lauer Sommertag war, trage ich eine Sommerdaunenjacke
Nachts ist es selbst in den Sommernächten teilweise kühl. Daher ziehe ich mich immer sehr warm an. Ausziehen kann man immer was, aber das Fotografieren macht einfach keinen Spaß wenn man dabei friert. Eine Daunenjacke habe ich daher immer im Rucksack. Auch finden sich in meinem Rucksack neben warmer Kleidung etwas zu trinken und Energieriegel. Eine Nacht ohne Essen und Trinken kann lang und ungemütlich werden…
Grundsätzlich gelten bei der Landschaftsfotografie im Mondlicht die gleichen Regeln wie im Morgen,- oder Abendgrauen. Schneelose und karge Novembernächte sind langweiliger als bunte Herbst,- oder Sommerlandschaften. Auch schneebedeckte Winterlandschaften eigen sich wunderbar zum Fotografieren in Vollmondnächten. Der Schnee reflektiert das Licht und alles leuchtet. Natürlich macht es keinen Sinn bei geschlossener Wolkendecke in die Nacht hinauszuziehen. Das Licht des Mondes kommt dann so gut wie nicht durch. Ein paar Wölkchen hingegen können schick aussehen und wunderschön vom Mond angeleuchtet werden. Zeigen sich allerdings zu viele Wolken, macht es keinen Sinn mehr auf die Vollmond-Pirsch zu gehen. Auf Grund der doch langen Belichtungszeiten von teilweise mehreren Minuten lassen sich die Wolken nicht mehr scharf darstellen oder den Himmel nur noch grau in grau erscheinen.
Die Wolken reflektieren das Mondlicht
Das gleiche Motiv ohne reflektierende Wolken
Gerade im Winter lässt der Vollmond die Schneedecke schön leuchten
Durch die lange Belichtungszeit verwischen die Wolken
Generell nutze ich zum Fotografieren in Vollmondnächten ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv. Das ist selbst bei Offenblende noch recht scharf und lässt viel Licht durch, was geringe ISO-Werte erlaubt. Das Fokussieren ist trotz Vollmondlicht nicht immer leicht. Oft benutze ich meine Stirnlampe und leuchte etwas an (Baum oder Steg) damit der Autofokus scharf stellen kann. Generell
kann man natürlich auch eine Taschenlampe mit warmen Licht benutzen, um gezielt Objekte im Bild aufzuhellen.
Mit einer Taschenlampe leuchte ich vorsichtig den Vordergrund und das Bootshaus an
Auch die Wolken spiegeln sich schön im Wasser
Das Licht des Mondes spiegelt sich in den Wellen
Klappt es dennoch nicht versuche ich mit Hilfe des Liveviews auf den Mond scharfzustellen. Eine Testaufnahme mit hohen Iso-Werten lässt mich gut erkennen, ob der Fokus sitzt. Apropos Liveview: Der Bildschirm der Kamera ist ein Lügner! Das Bild wird meist viel heller dargestellt als das eigentliche Foto dann tatsächlich ist. Daher reguliere ich die LCD Helligkeit immer nach unten und schaue bei jedem Foto das Histogramm an. Nur so kann ich sicher sein, dass das Bild nicht zu dunkel ist. Da die erforderlichen langen Belichtungszeiten die Sterne verwischen lassen mache ich für den Himmel meist eine extra Belichtung. Nur so sind die Sterne als Punkte und nicht als Striche erkennbar.
Die Sterne zeichnen sich gerade noch so als Punkte ab
Wer sich noch genauer über das Fotografieren im Mondlicht informieren will, dem lege ich das Buch „Landschaftsfotografie im Mondlicht“ von Rainer Mirau ans Herz.
Ich für meinen Teil werde demnächst wieder nachts durch die Landschaft schleichen und den Mond anheulen.
Liebe Grüße,
Pia