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Pia Steen

CC0 und was es für die Fotografen bedeutet

Geiz ist ja angeblich ziemlich geil. Spätestens seit eine namenhafte Elektromarktkette vor Jahren mit diesem Slogan geworben hat, ist er bekannt und wird auch tatkräftig umgesetzt. Vor allem als Fotograf kennt man das Thema ja gut. Die Leute wollen professionelle Bilder, aber wenig oder am liebsten gar nichts dafür bezahlen.

Wie viel Arbeit und auch Kosten hinter einem richtig guten Bild stecken, ist den meisten entweder nicht bekannt oder egal. Da fallen dann Sätze wie: „So teuer? Ist doch nur ein Foto.“ Oder „Pah, dann mache ich das Foto eben selber!“


Oben: bei unfassbaren -20 Grad 1 Stunde am Spot stehen und auf das Licht warten...da werden die Minuten zu Stunden.

Unten: Mit 15-20 Kilo auf dem Rücken geht es über 1000 Höhenmeter zu Fuß die Berge hinauf. Eine schweißtreibende und anstrengende Angelegenheit.


Dass wir Fotografen schon eine Ausrüstung im Wert eines Kleinwagens haben, damit wir die immer anspruchsvolleren Wünsche, wie beispielsweise eine hohe Megapixel Anzahl, der Kunden erfüllen können, spielt absolut keine Rolle. Dass wir unsere Fotos minuziös planen, nach Licht, Wind und Wetter, Sonnenauf,- und Untergang, dass wir nachts stundenlang mit 15-20 Kilogramm auf dem Rücken die Berge rauf und runter rennen, Wind und Wetter trotzen, stundenlang in der Kälte auf das Licht warten…interessiert nicht.


Auch geht der Trend immer mehr dazu, nur noch CC0 Lizenzen zu kaufen. Es werden dem Fotografen unverschämte Verträge untergeschoben, bei dem man im wahrsten Sinne des Wortes seine Seele verkauft. Große Verbände, die wohlgemerkt von guten Bildern leben, setzen den heimischen Fotografen die Pistole auf die Brust. Entweder CC0 oder gar nicht. Das ist nicht nur unverschämt, sondern auch eine absolute Geringschätzung unserer Arbeit!


Kurze und oft kalte Nächte sind quasi an der "Tagesordnung", wenn man die Milchstrasse einfangen möchte. An Schlaf ist nicht zu denken.



Doch was bedeutet eigentlich CC0? CC0 gibt es schon lange. Dabei steht das CC nicht für die Lizenz, sondern für die Organisation dahinter. Creative Commons. Der Gedanke dabei ist, Gedankengut einer breiten Masse kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Das können beispielsweise Texte oder Bilder sein. Jedoch gibt es unterschiedliche CC Lizenzen. Einen Überblick bekommt ihr hier.


CC0 ist für den Fotografen wohl die mieseste Lizenz. Denn:

"Die Person, die ein Werk mit dieser Deed verknüpft hat, hat dieses Werk in die Gemeinfreiheit - auch genannt Public Domain - entlassen, indem sie weltweit auf alle urheberrechtlichen und verwandten Schutzrechte verzichtet hat, soweit das gesetzlich möglich ist. Sie dürfen das Werk kopieren, verändern, verbreiten und aufführen, sogar zu kommerziellen Zwecken, ohne um weitere Erlaubnis bitten zu müssen."

" (Quelle: datenschutz-wiki.de)


Das bedeutet, ich als Fotografin verkaufe mein Bild ein einziges Mal und dann ist es für jedermann und immer kostenfrei zugänglich. Ich muss nicht mal als Urheber genannt werden. Wer jetzt meint: naja, dann verlange ich eben dreifach so viel für ein Bild und habe meine Kosten und auch eine gewisse Wertschätzung wieder drin, der irrt sich. Denn mehr bezahlen möchte natürlich niemand für so ein Foto. Ganz im Gegenteil. Die Preise rasseln in den Keller. Und wer ist schuld? Wir selber. Denn wir sind es, die dieses Spiel mitspielen. „Wow, mein Bild wird hier und dort veröffentlicht.“ Oder „Naja, ich habe kein Gewerbe und dann gebe ich es halt so her…“ sind die Antworten die man bekommt, wenn man mit anderen Fotografen diskutiert. Wobei ich mich frage, ob das wirklich ernstzunehmende Fotografen sind…


Ein und das selbe Motiv. Immer und immer wieder fahre ich zum selben Motiv, um es in unterschiedlichen Lichtstimmungen einzufangen.


Apropos bezahlen: Natürlich ist derjenige, der das Bild kauft, gleich doppelt gelackmeiert.

Sowohl für den Kunden, als auch für den Fotografen ist die CC0 Lizenz von Nachteil.

Beispiel: Der Kunde will das Bild X vom Fotografen kaufen. Der Kunde will in einem Verband (Zum Beispiel Tourismus Verband) oder einem Magazin Werbung für seine Region machen. Der Verband teilt mit, er nehme nur noch Bilder mit CC0 Lizenzen an. Der Käufer geht also wieder auf den Fotografen zu und möchte, dass der Fotograf einen CC0-Lizenzvertrag unterschreibt. Sonst käme das Geschäft nicht zustande. Der Kunde bekommt so wahrscheinlich nicht das Bild, dass er eigentlich möchte, weil der Fotograf sich nicht auf diesen unfairen Deal einlässt.

Zudem würde der Kunde das Bild bezahlen (falls der Fotograf doch unterschreiben sollte) und alle anderen (Wettbewerber, Konkurrenten, Verbände etc.) dürften es dann ebenfalls nutzen. So kann sich der Käufer auch nicht mehr mit professionellen Bildern von anderen Wettbewerbern aus derselben Branche abheben. Das Foto ist ja dann frei zugänglich in diversen Portalen. Verbände und Magazine können es kostenfrei nutzen. Bezahlt hat es der Kunde. Schön dumm.

Ob im eisigen Schneesturm, bei 35 Grad im Tarnanzug oder bei stundenlangen Touren durch rutschige Canyons: ein gutes Foto ist harte Arbeit.


Wer profitiert dann eigentlich davon? In erster Linie die Tourismus-Verbände und großen Magazine. Sie würden so an einen reichhaltigen Pool kostenfreier Bilder kommen und müssten sich auch nicht mehr mit dem lästigen Thema Urhebergesetz auseinandersetzen und würden sich die Kosten für professionelle Fotografen sparen.


Bei der ganzen Sache geht es aber nicht nur ums Geld. Nein, auch um die Wertschätzung seiner eigenen Bilder. Achtung vor sich selbst zu haben und vor dem was man tut, das ist doch das was am Ende auch ein emotional ansprechendes Bild auszeichnet. In jedem unserer Bilder steckt ein Teil von uns. Eine Erinnerung, eine Emotion…etwas, dass uns so bewegt hat, diesen Moment einzufangen und nicht mehr loszulassen. Dass so etwas mit Füßen getreten wird, dürfen wir nicht zulassen. Unterschreibt keine Knebelverträge! Bevor ihr euch auf solche Deals einlasst, erfreut euch einfach selbst an eurem Bild und gebt sie nur an Menschen, die eure Arbeit wertzuschätzen wissen.


Eine Auswahl meiner Herzensbilder, die mich an ganz besondere Moment zurückerinnern lassen.





5 Kommentare

5 Comments


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to.bo
Nov 02, 2022

Ganz passend dazu, Stephan Wiesner "Ich verschenke meine Bilder":

https://www.youtube.com/watch?v=dArRQvv98io

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Pia Steen
Pia Steen
Nov 03, 2022
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Ja das ist so. Ich lebe auch nicht davon. Dennoch finde ich, dass es honoriert gehört. Man steckt auch viel Zeit und Liebe in seine Bilder. Und auch Geld: Reisekosten, Equipment etc. Vor allem machen ja die, die die Bilder nutzen, auch Geld damit. Die verschenken ja ihr Buch, Kalender oder Magazin auch nicht. Und dass man kaum Geld dafür bekommt, stimmt ebenfalls nicht. Man muss verhandeln, ja. Aber ich habe und werde nie ein Bild für 3 Euro verkaufen. Aber ja, es gibt eben auch Hunde, die sich in den eigenen Garten kacken ;-) Ist vermutlich überall so.

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